In einer abgelegenen Gebirgsregion in Indien haben US-Wissenschaftler eine neue Sprache entdeckt: Die "Koro" genannte Sprache werde nur gesprochen und gebe es nicht in schriftlicher Form, gaben die Forscher bekannt. Die Sprache zähle zur tibetisch-birmanischen linguistischen Familie und werde nur noch von 800 bis 1200 Menschen gesprochen. Obwohl etwa 150 Sprachen dieser Familien in Indien existieren, konnten die Wissenschaftler keinerlei Verwandtschaft mit dem "Koro" feststellen. Diesen Artikel weiter lesen
Die US-Wissenschaftler um Gregory Anderson von einem Spracheninstitut in Oregon und Gary Harrison vom Swarthmore College in Pennsylvania hatten in Indien im Rahmen einer Untersuchung zur Sprachenvielfalt geforscht. Dazu hatten sie die abgelegene Region des nordost-indischen Staates Arunachal Pradesh ausgewählt, der für seine Sprachenvielfalt bekannt ist. In den Dörfern, in denen "Koro" entdeckt wurde, ist eigentlich "Aka" die dominierende Sprache, das aber völlig anders ist. "Aka" gilt als Sprache der einstigen Sklavenhändler, weshalb vermutet wird, dass "Koro" die Sprache der Sklaven gewesen sein könnte. Die Bedeutung der Entdeckung geht daher weit über die Linguistik hinaus: Auch in historischer, mythologischer, technologischer und grammatischer Hinsicht dürfte das "Koro" eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse bringen.
Viele Sprachen sind inzwischen vom Aussterben bedroht, auch weil sie nicht geschrieben werden. Sie sind daher wenig erforscht oder dokumentiert. Den Wissenschaftlern zufolge "stirbt" alle zwei Wochen eine Sprache weltweit. Demnach könnte die Hälfte der weltweit 6.909 erfassten Sprachen infolge von kulturellen Umwälzungen, ethnischer Zurückhaltung, politischer Unterdrückung oder aus anderen Gründen verschwinden. Das "Koro" soll nun in einem Audio-Wörterbuch dokumentiert werden.