Anwesen Tungius

"Nun gut", er klatschte erneut in die Hände,"da wir dies geklärt haben, kommt jetzt eine sehr elementare Frage..Wirst du meine Tochter, wenn es denn nötig sein muss, beschützen?"
Juliett schluckte. Wird er nun selbstbewusst sein? Oder wird er zugeben, dass ich ihn sonst immer beschützt habe?
Jacqué betrat wieder das Zimmer. Er trug ein hellrotes Tablett, auf dem drei Weingläser waren. Die Flüssigkeit schwabbte in keinem der Gläser.

Badou lächelte kurz. "Nicht noch einmal werde ich eine geliebte Person zurücklassen und sehe zu wie sie stirbt, weil ich zu schwach bin. Doch denkte ich, dass auch ich fehlerhaft bin und, sollte ich einmal in Schwierigkeiten sein, auf ihr Tochter zählen können." Ich hoffe zumindest, dass ich nun stärker bin als damals...

"Juliett?"
"Ja, mein Vater. Ich werde auch ihn in Schwierigkeiten unterstützen.", meinte sie nickend. "Solltest du jemals in eine Phase geraten, in der du meinen Vater umbringen willst, so soll es dir klar sein, dass wir dich töten werden.", meinte sie nun an Badou gewandt.
Der Mensch stellte die Gläser ab und verschwand wieder aus dem Raum.

Badou nickte. "Das ist mir klar und ich bin damit auch einverstanden." Er schielte leicht zu dem Glas. Ich hoffe, dass es nicht all zu ekelig wird... Vielleicht kann ich es ja jetzt auch endlich trinken ?"

Der Graf nickte. "Gut." Er nahm sein Glas und nippte kurz daran. "Juliett? Würdest du bitte die wichtigsten Gesetze vorlesen?"
Juliett nickte zur Bestätigung. "In Ordnung." Sie nahm ein dickes, altes Buch hervor, holte Luft und las dann vor:"1. Menschen sind Nahrung! Doch du darfst nur jagen, um deinen Durst zu stillen – nie aus purer Lust! Sonst würden die “Vorräte” zu schnell zur Neige gehen.
2. Zeig den Menschen niemals deine Eigenschaften oder Fähigkeiten .
3. Kennt ein Mensch dein Vampir-Geheimnis …musst du ihn sofort töten – oder ebenfalls in einen Vampir verwandeln.
4. Du darfst keine Kinder verwandeln! Denn Vampir-Kinder werden ihren Instinkten folgen und niemals die Gesetze achten. Sie werden wild jagen und nicht darauf achten, unerkannt zu bleiben. 5. Greif niemals ein Mitglied der Tungius-Familie an!
6. Jage nicht in den Städten der Menschen! Denn das erregt zu viel Aufmerksamkeit.
7. Gründe keine eigene Armee! Du darfst dich mit anderen Vampiren zusammenschließen, doch du darfst kein Heer aus neugeborenen Vampiren erschaffen!"

"Ich werde mich an alles Regeln halten",sagte Badou, sah den Grafen an.

"Das ist sehr gut. Bist du dir über deine Eigenschaften im Klaren?", fragte der Graf nun. Er stellte sein Glas ab.
Juliett nahm nun ihr sauberes mit Blut befülltes Glas und führte es zu ihrem Mund. Sie nahm dann einen großen Schluck.

Uhh... Ich sehe mich jetzt drei Stufen runterrutschen... Wenn nicht sogar mehr...!
"Um ehrlich zu sein, noch nicht wirklich",sagte Badou. Er fragte sich immer noch, ob es vielleicht besser gewesen wäre, zu lügen, doch hatte er nicht wirklich ein Interesse an den Konsequenzen, würde es rauskommen.

"Du bist ja auch erst neugeboren. Also wirst du es bald erfahren.", antwortete er nun sanft.
Juliett sah verwirrt zu ihrem Vater.

Badou lächelte, nickte. Ich hoffe, ich werde es mir nie mit diesem Mann verscherzen. Er blickte zu Juliett, lächelte auch sie an.

"Ich möchte mehr über dich erfahren, Badou.", meinte der Graf nun.
Juliett schluckte. Wenn jetzt herauskommt, was er in der Vergangenheit mit Mädchen gemacht hat, dann ist er so gut wie tot.

"Über mich ? Oh, ich bin eine eigentlich sehr langweilige Person",sagte Badou lächelnd. "Mein Alltag ist eine ewige Wiederholung gewesen, bevor ich Juliett wirlich kennen lernte, von meiner Kindheit mal ganz abgesehen."

"Schildere mir dein Leben. Ich kann dich erst dann akzeptieren."
Juliett schluckte hörbar.

Badou schwieg kurz, nickte dann aber. "Ich lebte vorher in einem anderen Land. Mein Vater war ein Mensch, meine Mutter ein Vampir und ich und mein Bruder waren Halbvampire. Ich war noch kleiner da wurden sie alle getötet. Ich hatte versucht meinen Bruder zu beschützen, doch verlor ich dabei mein Auge. Ich wollte nicht mehr an all das erinnert werden und verließ mein Heimatland. An der Daylight Academy hatte ich dann die Chance bekommen alles zu vergessen, hatte ein neues zu Hause",erklärte er.

"Diese Geschichte kommt mir bekannt vor. Volkner?", meinte er nur. Sofort öffnete sich die Tür und ein junger Vampir kam herein. "Sie riefen mich?" - "Kommt dir dieser Junge bekannt vor?" - "Ich kenne ihn. Ich durfte doch damals zusammen mit Dimitri seine Familie und einige andere Vampire zur Strecke bringen, oder?"
Juliett bemerkte, dass es heikel wurde. Sie stand auf. "Vater? Ich werde gehen." Ohne auf eine Antwort zu warten, verließ sie das Kabinett.

Badou versuchte ruhig zu bleiben, setzte sich bloß anders hin. Früher ist früher, denk nicht mehr darüber nach. Jetzt hat etwas neues begonnen, das ist... unwichtig.

"Wir haben ihn mit Absicht leben gelassen, nicht wahr?" - "Ja, mein Herr." - "Weshalb?" - "Weil er uns sehr stark vorkam. Wir wollten ihn als spätere Wache einplanen."

Weil er uns stark vorkam ? Ich war so schwach und habe meinen Bruder nicht retten können ! Nur wegen so einem verdammt idiotischen Grund...? Badou schloss die Augen, atmete einmal kurz durch.

"Stark? Nun gut. Also nicht als Partner für meine Tochter." - "Richtig."

Badou öffnete wieder die Augen, sah Juliett's Vater an. Ich frage mich wirklich, was dieses ganze Theater soll. Hätte ich das gewusst... Ich hätte mich geweigert jemals hierhin zu kommen.

"Ich werde hin und wieder Juliett zu mir rufen. Sie soll mir berichten, wie du dich verhalten hast.", meinte der Graf nun ruhig. "Erst dann kann ich entscheiden, ob du ihr würdig bist."

Badou nickte. "In Ordnung",sagte er nur kurz, sah dann leicht weg. Das ist das auch noch hinnehme... Er ist daran Schuld, dass sie weg sind. Vermutlich bin ich genauso idiotisch wie mein Bruder.

"Nun gut. Hiermit wäre unser erstes Treffen beendet. Ich werde Juliett kurz kontaktieren." Der Graf zwinkerte nur einmal mit den Augen und sofort befand sich Juliett wieder in dem Kabinett. "Was ist los?" - "Ihr werdet zurück reisen. Den Rest wird dir dann dein Freund erklären, oder liege ich da im Unrecht?" Der Graf sah zu Badou.

Badou schüttelte den Kopf. "Ist schon okay, ich werde es ihr erklären",sagte er und stand auf, trat zu Juliett.

"Nun gut. Juliett, du weißt, wie man sich von hier weg teleportieren kann." Der Graf verließ zusammen mit der Wache das Kabinett und ließ somit Juliett und Badou alleine. "Was ist los?", erkundigte sie sich.