Liebe in der WG? Kann das gut gehen?...

Shin hatte Akihiro bemerkt, doch er rührte sich nicht.
Es war, als sei er tot und seine Seele würde im Raum schweben und alles beobachten.

Akihiro zog einen Stuhl neben Shins Bett und setzte sich darauf.
Warum war er nicht dagewesen, als SHin ihn gebraucht hätte?
Er hätte bei ihm bleiben sollen. Ihn überzeugen, dass sie zusammengehörten.
Er stützte sein Gesicht in die Hände.
Wieso war das alles passiert?

War... Shin bereits tot?
War dies nun noch sein lebloser Körper, angeschlossen, an irgendwelchen Geräten, welche einem einläuten, er würde noch leben?
Shin glaubte dies.
Es war Shins Geburtstag und er lag praktisch tot da rum und wünschte sich, dass diese verdammten Geräte endlich entfernt werden würden.
Shin sah Akihiro, wie er scheinbar weinte.
Um ihn?
Von Tag zu Tag merkte man, wie lebloser Shin wurde.
Er wurde immer blasser, die Werte wurden immer schlechter.
Hatte er es nun erreicht?
Das, worauf er sein Leben lang hingearbeitet hatte?
Sterben...
Was war sterben?
Fühlte es sich schön an, sollte man im Schlaf sterben?
Und würde man wie in Watte gehüllt sein oder würde man der ewigen Finsternis ausgeliefert sein?
Shin wusste es nicht...
Doch es war ihm egal, solange das Leiden ein Ende nehmen würde.
Solange er wusste, es gäbe diesen einen Menschen, in welchem er weiter leben würde, war es ihm egal, wo er landen würde.
Ob er in der ewigen Finsternis wandeln würde oder nicht...

Akihiro kam jeden Tag nach der Arbeit, um Shin zu sehen.
Wenigstens nur für ein paar Minuten.
Doch je länger Shin dort lag, deste kleiner wurde in ihm die Hoffnung, dass er je wider aufwachen würde.
Immer größer wurde seine Angst, er könne Shin nie wieder in die Augen sehen. Ihn nie wieder in den Arm nehmen.
Als die Werte immer schlechter wurden und es nicht klar war, ob er die nächste Nacht überleben würde, fühlte sich Akihiro leer.
Die Schwester kam ins Zimmer und sagte ihm, dass die Besuchszeit gleich vorbei sei. Er nickte nur und stand auf.
Als die Schwester gegangen war, beugte er sich leicht über Shin und legte seine Lippen ganz vorsichtig auf dessen.
Das würde vielleicht ihr letzter Kuss sein.

Shin's Werte waren inzwischen so schlecht, dass er die Nacht wahrscheinlich nicht überstehen würde.
In ein und dem selben Moment, in welchem Akihiro seine Lippen auf Shins legte, floss ihm eine Träne die Wange hinunter.
Eine kleine, salzige Träne, welche im Kissen ihr Ende fand.
Es war immer noch so, als könne Shin alles von oben herab beobachten.
Der tiefe Schmerz fraß sich in Shins Herz ein und ließ es seinen letzten Schlag machen.
Sofort stürmten Ärzte und Schwestern hinein.
Eine schob Akihiro vor die Tür und die Ärzte begannen, um Shins Leben zu kämpfen.
Viele Stunden verbrachten sie damit, sein Leben retten zu wollen.
Und letztlich begann sein Herz auch wieder zu schlagen.
Ganz schwach und dennoch schlug es.
Unglaublich, dass Shin schon ein Jahr in diesem Krankenhaus lag.
Wie viele Jahre würden es noch werden?
Es strich ein weiteres Jahr ins Land, seit er ins Leben zurück geholt wurde.
Seine Werte waren die ganze Zeit über schlecht, doch sein Herz schlug weiterhin.

Akihiro wusste nicht, wie lange er das noch aushielt.
Jeden Tag kam er ins Krankenhaus und setzte sich an Shins Bett und beobachtete ihn einfach.
Er wollte einfach in Shins Nähe sein, auch wenn dieser das nicht einmal registrierte.
Ihm kam es so vor, als sei Shin schon eine Ewqigeit dort im Krankenhaus liegen.

Als Shins Herzschlag wieder stehen zu bleiben schien, werde er schneller und regelmäßiger.
Ein Arzt, welcher gerade im Zimmer war und mit Akihiro sprach, meinte, es könne sein, dass das Herz im nächsten Moment stehen bliebe.
Doch dem war nicht so.
Shins linke Hand, welche in Akihiros lag, begann leicht zu zucken und drückte Akihiros Hand.
Ein Lebenszeichen?
Wollte Shin ihm sagen, dass alles gut war?
Dass auch, wenn er sterben würde, er in seinem Herzen war?
Dass es ihm gut ging und er keinen Schmerz und kein Leid verspürte?
Noch Minuten danach drückte Shins kalte, Leichen gleiche Hand, die, des älteren.

Akihiro hielt Shins Hand einfach fest.
Er wusste nicht, ob Shin seine wirklich drückte, oder dass alles nur ein Hirngespinnst war.
Doch er dachte nicht darüber nach.
Es war ein schönes Gefühl zu wissen, dass Shin lebte.

Erneut floss Shin eine Träne die Wange hinunter.
So gerne würde er nun aufwachen und Akihiro in den Arm nehmen.
Doch es ging nicht.
Er konnte seine Augen einfach nicht öffnen.
Jedoch...
Mit aller Müh und Anstrengung schaffte er es letztlich doch, seine Augen einen Spalt weit zu öffnen und Akihiro anzusehen.
Ihm in die Augen zu sehen und zu wissen, dass es ihm gut ging.
Das wollte Shin und das geschah auch in diesem Moment.

Akihiro sah, wie Shins Augen sich ein wenig öffneten.
Er sah ihn an und lächelte.
Sagen konnte und wollte er nichts. Er war einfach glücklich, dass Shin lebte.

Shin hob seine zittrige Hand und legte sie an Akihiros Wange.
Es fühlte sich so an, als würde er auf dem Sterbebett liegen.
Unbeschreibliche Schmerzen durchdrangen ihn.
War es sein Ende?
Shin wusste es nicht.
Er konnte nicht sagen, ob er nun für immer fort gehen würde.

Akihiro lächelte ihn einfach an.
Es war schön Shins Hand zu spüren, doch er wusste, dass es wahrscheinlich bald vorbei war.
Beiläufig sah er auf die Uhr und merkte, dass die Besuchszeit sich ihrem Ende neigte.
Er nahm Shins Hand, stand auf und beugte sich über Shin.
Vorsichtig küsste er ihn.
"Bitte bleib bei mir." flüsterte er ihm noch ins Ohr, ehe er sich wieder aufrichtete und ging.

Shin war nur selten, für wenige Minuten, wach.
Meistens schlief er, doch er lebte und seine Werte waren normal.
Und je besser sie wurden, desto öfter war Shin wach.
Es war schon ein Tag vergangen und Shin hatte Akihiro noch nicht gesehen.
Ihm wurde gesagt, dass der ältere meistens Abends kam, Shin vermutete, wegen der Arbeit.
An diesem Tage war er die ganze Zeit wach gewesen und hatte auf Akihiro gewartet.
Immer noch war Shin an den Geräten angeschlossen und wartete.
Wartete auf Akihiro und/oder auf den Tot.

An diesem Abend kam Akihiro erst sehr spät, weil er noch ein Meeting gehabt hatte.
Eigentlich lohnte es sich kaum noch, da die Besuchszeit in 10 Minuten vorbei wäre, aber es waren immerhin 10 Mintuten, die er mit Shin verbringen konnte.
Als er ins Zimmer kam, sah er, dass Shin wach war und lächelte.
"Wie geht es dir?" fragte er vorsichtig.
Sie hatten schon lange nicht miteinander gesprochen und Akihiro fürchtete Shin würde ihn noch immer hassen.

Shin wollte Akihiro antworten, doch mehr, als ein leichtes Krächzen kam nicht aus seinem Mund.
Er wusste nicht, wieso, aber irgendwie fiel ihm reden sehr schwer.
Und sollte er wirklich überleben und wieder vollkommen gesund werden, müsste er erstmal 2 Jahre in die Reha, um wieder laufen zu können.

Akihiro setzte sich an Shins Bett.
"Schon okay." Er lächete Shin an und strich ihm übers Haar.
Vo Tag zu Tag wurde sein Zustand besser und das freute Akihiro riesig.

Shin sah Akihiro regungslos an.
Schon fast, als sei er bereits gestorben und seine Augen waren einfach noch geöffnet.
Der nun 24 jährige konnte irgendwie nicht glauben, dass Akihiro wirklich bei ihm war.
Alles kam ihm wie ein Traum vor.
Doch es war die Realität.
Erneut strich ein halbes Jahr ins Lande und Shin wurde nun zur Reha gebracht.
Zwei Jahre vergingen.
Shin und Akihiro hatten in der Zeit keinen Kontakt.
Doch Shin konnte wieder laufen und leben.
Er war nun 26 Jahre alt und hatte sein Leben zurück.
Wieso hatte er damals darum gekämpft?
Er wusste es selber nicht mehr genau.
Shin wurde eine kleine Wohnung zur Verfügung gestellt und seinen Job bekam er natürlich auch zurück.
Doch Akihiro...
Wo war er?

Akihiro hatte einfach weitergemacht, auch wenn er Shin nicht vergessen konnte.
Shin lebte. Das war das einzig wichtige, was er wissen musste.
Er hatte in den 2 Jahren viel erreicht, doch richtig glücklich war er nie geworden.
Er hatte sich immer mehr von seiner Familie, die ihn unbedingt mit irgendwem verkuppeln wollte, abgekappselt und war auch aus der WG ausgezogen.
Er hatte sich eine kleine Wohnung gesucht und lebte dort einigermaßen zufrieden.
Noch schöner wäre es gewesen, wenn Shin bei ihm wäre.

Shin ging gerade, in einer ihm fremden Stadt, durch einen Park.
Seit Tagen lief er ohne Ziel durch Städte, die er nicht kannte.
Shin hatte sowieso für zwei Monate frei und daher konnte er ja machen, was er wollte.

Akihiro hatte sich eine Wohnung nahe des Parks gesucht in der Stadt, durch die Shin gerade wanderte.
Er verbrachte viel seiner Freizeit im Park.
Er mochte es in der Natur zu sein.
Gealngweilt saß er auf einer Wieße an einen Baum gelehnt und hatte die Augen geschlossen.

Shin bemerkte Akihiro nicht.
Er war damit beschäftigt, etwas zu zeichnen.
Als jedoch Kinder gegen ihn rannten, fiel er auf den Boden, nahe an Akihiro.
Immer noch sprach Shin nicht.
Es war nicht so, dass er es nicht konnte, er tat es einfach nur nicht.
Oder konnte er es doch nicht?
Shin hatte seit Jahren nicht gesprochen, weshalb er es nicht wusste.

Akihiro merkte nichts.
Er genoss mit geschlossenen Augen den Wind, der über seine Haut strich.
Alles war ihm im Moment egal.

Shin räumte seine Sachen zusammen.
Auf dem Boden kniend räumte er die Zeichnungen wieder in seine Mappe und steckte sie weg.
Als er jedoch aufsah, erblickte er Akihiro.
Shin riss leichte die Augen auf und krabbelte, auf allen vieren, zum älteren rüber.
Vor ihm kniend tippte Shin Akihiro an.

Akihiro öffnete ein Auge leicht, als er angetippt wurde.
Allerdings öffnete er sie ganz und sah ertanund aus, als er sah, wen er vor sich hatte.
Er konnte es einfach nicht glauben.

Shin strahlte Akihiro an, als dieser die Augen öffnete.
Jedoch sagte er weiterhin nichts.
Nunja, es gab ja auch keinen Grund, zum reden.