Is everything the true gold?

Gin kam gerade vom WC.
Er riss leicht die Augen auf, als er sah, dass Mashiro seine Augen geöffnet hatte.
``Mashiro!´´
Rief er sofort und stürmte zum Bett.
Noch während er den Knopf drückte, um eine Krankenschwester herzubestellen, legte er seine Arme um den Jungen.
Er war so unbeschreiblich froh, dass Mashiro wach war.
``Was machst du nur für Sachen...´´
Murmelte Gin leise, während er sich sanft an den Jungen schmiegte.

Mashiro war noch leicht benommen. Genauer gesagt wusste er im Moment nicht, was genau geschah. "Gin.." Seine Stimme war sehr leise und brach auch schon nach dem einen Wort ab. Er seufzte, versuchte aber Gin zu symbolisieren, dass er selber noch ein wenig Freiraum und vorallem eine Erklärung brauchte.
Eine große brünette Krankenschwester betrat leicht laufend das Zimmer, um zu sehen, warum der Knopf gedrückt worden war.

Gin wusste, dass er den Jungen halb erdrückte, doch er konnte gerade einfach nicht anders.
Nach einer Weile hockte er sich vor das Bett und sah Mashiro an.
Die Krankenschwester nahm Mashiro die nun unnötigen Geräte ab.
``Du bist so dumm, Mashiro...´´
Murmelte Gin leise.
Der 18 jährige hatte die ganze Woche über nur was getrunken, was man ihm auch leicht ansah.
Gin hielt Mashiros Hand und legte diese leicht an seine Lippen.
Er wusste selber nicht genau, wieso.
``Du gehst nie mehr alleine mit irgendwelchen Menschen weg!´´
Befahl Gin dem Jungen nun.

Mashiro sah kurz zu der Krankenschwester, wandte den Blick aber schnell wieder ab und sah zu Gin. Er nickte langsam. "Heißt das, dass ich mich gänzlich isolieren soll?", flüsterte er nun. Trotz des leisen Tons konnte man ein leichtes Zittern in der Stimme ausmachen.

``Du wirst nur noch in meiner Begleitung weg gehen!
Ich lasse dich nicht mehr mit irgendwelchen Menschen alleine!
Du bist mein kleiner Bruder, ich will dich nicht verlieren und schon gar nicht auf solch eine grausame Weise!´´
Sprach Gin ruhig, aber dennoch bestimmend.
Wieder schmerzte es ihm, so streng zu Mashiro zu sein.
Doch er konnte nicht anders.

Mashiro dachte kurz nach und ihm kam ein Gedanke, den er eigentlich nicht aussprechen wollte, aber ein Reflex ihm das befiehl. "Du weißt, dass ich dann nie einen richtigen Partner finden werde? Also..ohne, dass der mich gleich als schwerstbehindert oder blind verkauft?" Kaum hatte er seine Frage beendet, schluckte er auch schon.

``Du glaubst gar nicht, wie egal mir das ist, Mashiro!
Ich lasse nicht zu, dass dir nochmal etwas passiert!´´
Meinte Gin nun etwas lauter und schroffer.
Dennoch dachte er nochmal über Mashiros Worte nach.

"Es war das einzige Mal, dass sowas passiert ist. Ich weiß mittlerweile, dass ich keinem trauen kann, der alles über mich weiß!", meinte Mashiro nun auch etwas lauter. Es kam eigentlich so gut wie nie vor, dass Mashiro lauter wurde. Wenn er sich recht erinnerte, war es das erste Mal.

Nun wurde Gin etwas sauer.
Er ließ Mashiros Hand los, stand auf und ging zur Tür.
``Dann sieh zu, wie du alleine klar kommst.´´
Knurrte er, ehe er das Zimmer verließ.
Er konnte nicht damit umgehen, dass Mashiro nun so zu ihm war.
Denn obwohl Gin immer so hart und kühl war, war er sehr leicht und schnell verletzbar.
Gin stapfte aus dem Krankenhaus und lief durch die halbe Stadt.
Dass der Passant und dessen Frau an ihm vorbei gingen, bemerkte er nicht.
Diese waren ein bis zwei Mal täglich vorbei gekommen, um nach Gin und Mashiro zu sehen.

Der Passant, ein Mann namens Yukio, und seine Frau, namens Shura, gingen nun etwas schneller zum Krankenhaus, da sie wissen wollten, ob Mashiro nun vielleicht wach war, denn sie hatten jeden Tag darauf gehofft. Ihm war dieser Junge ans Herz gewachsen, egal ob sie ihn persönlich kannten oder nicht.

Gin blieb noch die gesamte Nacht weg.
Ihm war jeder Anruf gerade vollkommen egal, er wollte einfach seine Ruhe und mehr nicht.
Manche würden dieses Verhalten vielleicht als übertrieben bezeichnen, doch Gin hatte sich Sorgen um Mashiro gemacht.
Mehr, als nur Sorgen.
Und dieser wusste es nicht zu würdigen und hatte Gin behandelt, als sei er unwichtig.

Anstelle von Gin blieb Yukio die Nacht über bei Mashiro. Er hatte die Genehmigung bekommen, warum? Das wussten nur die Ärzte, Shura und Yukio selber.

Das Internat rief im Krankenhaus an, ob Gin immer noch dort sei.
Denn im Internat war er immer noch nicht.
Er hatte die Nacht in einem kleinen, runtergekommenen Hotel verbracht und den nächsten Tag wieder draußen.
Gin wusste gerade, mit sich selber, nichts anzufangen.
Er musste nachdenken, doch schaffte es irgendwie nicht.

Mashiro verbrachte seine Zeit im Krankenhaus mit Yukio und Shura, erfuhr mehr über sie und die Beiden erfuhren mehr über Mashiro. Man konnte fast denken, dass er und Yukio Brüder waren.

Als Gins Handy mal wieder klingelte und er sah, dass es das Krankenhaus war, ging er dran.
Er hatte Angst, dass Mashiro wieder etwas passiert sein könnte.
Doch es war nur Shura, welche meinte, er solle ins Krankenhaus kommen, doch es sei nichts mit Mashiro.
Jedoch legte Gin nur auf und ging auch nicht ins Krankenhaus.
Mashiro wollte alleine klar kommen, dann sollte er es auch.

Nach ein paar weiteren Tagen spielte Mashiro mit einem Gedanken. Auch wenn er Gin im Moment nicht verstehen konnte, so wollte er, dass dieser wenigstens wusste, was Sache war. Mashiro war im Moment allein. Yukio und Shura würden erst später zu ihm kommen. Er nahm sein Handy und simste Gin.
Hallo,
ich habe überlegt die Schule zu wechseln.
Vielleicht auch den Wohnort.
Mama und Papa ist es egal, solange es ein Internat ist.

Als Gin die SMS bekam, riss er die Augen auf.
'Spinnt der?
Was ist in ihn gefahren?'
Dachte sich der 18 jährige, welcher jedoch nicht zurück schrieb.
Er ging ins Krankenhaus und verpasste Mashiro eine Backpfeife.
``Wie kannst du überhaupt an sowas denken?
Die Schule wechseln, spinnst du?´´
Brüllte Gin.
Er wollte nicht, dass Mashiro fort ging.
Das würde Gin zerreißen, denn er brauchte den Jungen bei sich.

Mashiro sah erschrocken zu Gin. Er schluckte den aufkommenden Kloß herunter. Die Tränen versuchte er zurück zu halten. "Ich spinne? Du spinnst eher. Ich weiß, wie sehr du mich liebst. Ich weiß auch, dass du so ziemlich alles für mich machen würdest. Ich weiß auch, dass du einen verdammten Bruderkomplex hast, aber ich weiß auch, dass es für mich keinen anderen Ausweg gibt. Immerhin hat mein Leiden auf dieser Schule dann ein Ende. Ich muss Ryuji dann nicht mehr ertragen. Er ist der Grund, warum ich jetzt im Krankenhaus bin. Er ist der Grund, warum ich mir das Leben nehmen wo---" Er brach ab. "Er ist verdammt nochmal der Grund, warum ich um meine Noten kämpfen muss. Ich will nicht mehr auf dieser Schule sein, Gin. Verstehst du das denn nicht?"

Dieses Mal war es nicht Mashiro, welcher weinte, sondern Gin liefen die Tränen die Wangen hinunter.
Anders, als sonst, konnte er sie dieses Mal nicht verbergen.
Gin hatte immer nur an Mashiro gedacht und sich im Hintergrund gelassen und letztlich sogar ganz vergessen, bis er sich nur noch um Mashiro gesorgt und gekümmert hatte.
Der 18 jährige wollte immer nur, dass es Mashiro gut ging und hatte einfach nicht gemerkt, dass er ihm nur eine Last gewesen war.
Still und leise tropfte eine Träne von seinem Kinn hinab auf Mashiros Hand, ehe Gin sich wieder umdrehte.
Erst stieß er Yukio und Shura an, ehe er das Zimmer verließ.

Mashiro war weiterhin geschockt. Er wusste nicht wie er auf das alles reagieren sollte. Die Tränen kamen nicht. Auch nicht das sonst so schlechte Gefühl, was er immer hatte. Hatte er nun wirklich das getan, was er immer wollte?
"Hey..Wir wollen dich abholen..", meinte Shura mit einem Lächeln auf den Lippen, da sie wusste, dass Trauer im Moment fehl am Platz war. "Hast du bereits deine Sachen gepackt?" Mashiro nickte. Er hatte die Sachen im Koffer verstaut, die ihm im Verlaufe der Wochen gebracht wurden waren. "Na' dann..Können wir los, oder?", fragte nun Yukio.
Mashiro nickte erneut und stand auf. Mama und Papa wissen Bescheid. Fragt sich nur..Woher die beiden Shura und Yukio kennen..

Gin hatte beschlossen, sich einen Job zu besorgen, mit welchem er eine kleine einzimmer Wohnung finanzieren konnte und sich auch noch selber versorgen.
Denn ohne Mashiro wollte er nicht auf dem Internat bleiben.
Und da er 18 war, konnten seine Eltern ihm auch nichts mehr vorschreiben.
Somit lebte Gin nun alleine.
Er gestaltete seinen Alltag so, dass er möglichst wenig Zeit zum nachdenken hatte, denn sonst würde er eh nur über Mashiro nachdenken, das wusste er.
Es vergingen Wochen, Monate, bis es Winter war und in zwei Tagen Heiligabend sein würde.
Gin würde nicht Heim fahren, sondern einfach wieder seinen Tag alleine verbringen.

Mashiro verabschiedete sich von seinen neuen Freunden. "Tschüss Shiro, Renzo, Sakura und Kureha.", meinte er nur lächelnd bevor er seinen Koffer nahm und in Richtung des Parkplatzes des Internates ging. Er hatte sich gut eingelebt, doch nun war Zeit nach Hause zu fahren. Es war komisch für Mashiro nicht zu seinen richtigen Eltern zu fahren. Er blieb dieses Jahr bei Shura und Yukio, welcher erst vor kurzem 42 geworden war.

Gin hatte keinen Kontakt mehr zu seinen Eltern, oder zu sonst irgendwem.
Er konzentrierte sich nur noch auf seine Arbeit und darauf, dass er nicht nachdenken musste.
Daher vergaß er sowieso, dass bald Heiligabend war und alles andere.
Selbst seinen Geburtstag, welcher ebenfalls in wenigen Tagen war, würde er vergessen.
Es interessierte ihn auch nicht wirklich, denn es gab eh niemanden, den das interessierte.
Er hatte zwei Jobs, einmal in einem Cafè und einmal in einer KFZ-Werkstadt.
Gerade hockte er im Cafè und bediente ein junges Paar, welches frisch verliebt zu sein schien.

Nach einer längeren Autofahrt hielt Yukio an einem kleinen Cafè an. "Mashiro? Wäre es in Ordnung, wenn wir hier eine Pause machen würden? Immerhin müssen wir noch doppelt so lang fahren..Nicht, dass du verdurstest.", scherzte Yukio. Mashiro nickte. "Klar ist es in Ordnung."
Aufgrund dieser Antwort stiegen die drei aus und gingen in das kleine Cafè. Sie suchten sich einen Tisch aus und setzten sich dort hin, warteten bis ein Kellner vorbei kam.

Darüber nachdenkend, was Gin heute ansonsten noch machen könnte, kam er an den Tisch, an welchen sich die drei gesetzt hatten.
Er bemerkte gar nicht, dass es Mashiro, Yukio und dessen Frau waren.
Er hörte zwar die Bestellungen, doch meistens sah er die Leute noch nicht einmal an.
``Was darfst sein?´´
Murmelte der noch 18 jährige, während er Block und Stift aus einer Tasche zog und darauf sah.
Seine Haare versperrten die Sicht auf sein Gesicht.