Das Jungeninternat. Ein Ort zum Verlieben?

Als Dai sich sicher war, dass alle wieder fort waren, nahm er die Stöpsel wieder aus den Ohren und legte sich auf den Bauch.
Die Kantinenhilfe hatte zwar Essen fort gelassen, doch Dai wollte nichts essen.
Stumm beobachtete er You.
Er war ganz ruhig, man konnte denken, er sei gar nicht dort.

You öffnete wieder das Fenster und und lehnte sich raus. Er dachte ein wenig nach und seufzte ab und zu. //Sie belästigen ihn, so wie ich warscheinlich auch, aber mich schickt er noch nicht weg. Ich hoffe das ist gut.//

Dai beobachtete You noch eine Weile, ehe er dann seufzte und für einen Moment seine Augen schloss.
``You?...
Kannst du seinem Opa sagen, er soll ihn nicht von der Schule schmeißen?´´
Mit diesen Worten ertönte leise Dais Stimme.
Er wollte nicht, dass der Junge von der Schule geschmissen wurde.
Dai würde sich sonst die Schuld dafür geben.

"Auch wenn er es verdient hätte, werde ich ihn überreden.", sagte You leise und seufzte dann. Er sah weiter aus dem Fenster und in den Himmel. //Mh...Er hätte es wirklich verdient, rausgeschmissen zu werden. Warum will er das aber nicht? Fühlt er vielleicht....etwas für ihn, obwohl dass passiert ist?//, fragte er sich und seufzte deprimiert.

``Danke...´´
Murmelte Dai leise und seufzte.
Er presste sein Gesicht in das Kissen und versuchte, zu schlafen.
Dai wusste, dass You jetzt wahrscheinlich etwas komisches von ihm dachte, doch das war ihm recht egal.
Denn, anders als Dai, war der Junge wohl freiwillig auf diesem Internat.

You atmete noch kurz dir frische Luft ein, ehe er dass Fenster schloss. "Gute Nacht.", sagte er leise und legte sich in sein Bett. Er drehte sich zur Wand und sah diese nachdenklich an. //Warum mache ich mir überhaupt solche Gedanken um diesen Jungen? Er ist doch so wie jeder andere.//, dachte er und seufzte erneut.

``Nacht...´´
Murmelte Dai durchs Kissen.
Nach einer Weile schlief er dann ein.
Jedoch dachte er, dass er vielleicht mal etwas freundlicher zu You und auch zur Ärztin sein sollte.
Immerhin hatten diese beiden Menschen ihm geholfen.
Doch er war sowas eben nicht gewohnt.

You dachte eine Weile nach, ehe er auch einschlief. Am nächsten Morgen wachte er viel zu früh auf. //Heute noch, dann ist Wochenende.//, dachte er als erstes und stand dann auf, um sich zu strecken.

Als You aufwachte, war Dai schon fertig geduscht und zog sich gerade ein Hautenges Shirt an.
Als er merkte, dass You aufstand, drehte er sich um und sah diesen stumm an, ehe er sich wieder auf sein Bett setzte.
``Weißt du...
Ich ziehe mich an, obwohl ich eh den ganzen Tag hier, im Zimmer, hocke...
Ist das nicht eigentlich sinnlos?
Ich könnte genauso gut im Boxer-Short rumrennen...´´
Das war nicht unbedingt an You gerichtet, doch Dai war klar, dass You denken müsste, dass Dai mit ihm geredet hatte.

"Sieh es so. Ich bin auch mit ihm Zimmer. Du bist nicht alleine.", antwortete You leise und suchte sich dann Sachen raus, mit denen er ins Bad ging. Dort machte er sich schnell fertig und ging zurück ins Zimmer. Dort ging er zum Fenster und lehnte sich dort an die Wand.

``Bei dir muss ich aber keine Bedenken haben, dass du über mich herfallen könntest.´´
Meinte Dai, während er You, aus den Augenwinkeln, beobachtete.
Genau genommen konnte er You gar nicht einschätzen, doch das war ihm egal.
Er ging einfach davon aus, dass You sowas nicht wachen würde.

"Ja. Ich bin nicht so schwach, wie die anderen.", sagte You und sah sich kurz um. "Ich gehe dann mal mit dem Schulleiter reden." Er seufzte kurz. "Und überrede ihn, dass er diesen Mistkerl nicht von der Schule schmeißt.", grummelte er dann leise.

``Sag nicht, dass er ein Mistkerl sei...
Er ist auch nur ein Mensch und es gibt eben die Sorte, die sich nicht so unter Kontrolle haben und die, die es eben schon haben.
Er gehört eben zu denen, die es nicht können...´´
Dai war so jemand, der anderen etwas nicht wirklich böse nimmt.
Natürlich, er hatte ihm eine reingehauen, doch das war einfach nur seine Wut.

"Er ist einer, Dai. Er ist einer und wird nun immer einer sein. Ich geh dann jetzt.", sagte You und ging aus dem Raum. Dann ging er zu seinem Großvater und sprach mit diesem, dass er Dais Vergewaltiger nicht von der Schule schmeißt und dass das alles unter einem Schweigen stirbt.

Dai seufzte leise und schloss, für einen Moment, seine Augen.
Er hasste es, wenn man so über andere dachte.
Klar, es mochte vielleicht dumm und naiv sein, doch dies war Dai egal.
Er wusste, was er tat und er wusste auch, dass es besser sei, den Typ von der Schule schmeißen zu lassen.
Doch dann hätte Dai ein schlechtes Gewissen.

Nach knapp einer Stunde voll mit Diskussionen, ging You wieder in sein Zimmer. "Er wird ihn nicht von der Schule schmeißen und ihn weder bestrafen, noch ermahnen. Ich dachte mir, dass dies in deinem Sinne sein wird." Er seufzte leise. "Es hat eine Weile gedauert, ihn zu überreden."

``Tut mir leid, dass ich dir solche Umstände mache...´´
Entschuldigte Dai sich leise und sah schuldbewusst zu Boden.
Er wollte eigentlich niemandem Umstände bereiten.
Doch wenn Dai mit dem Schulleiter gesprochen hätte, hätte dieser ihn wieder nicht ernst genommen und fort geschickt.

"Ach.", seufzte You. "Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Solange du mit dieser Entscheidung zufrieden bist, es mir egal, dass es in einer Diskussion ausartete. Eigentlich war er weniger von deiner Entscheidung überrascht, als von mir.", sagte er und musste kurz lächeln.

``Doch, muss ich...
Ich bin einfach zu dumm, um mich zu wehren, wenn so ein Kerl vor mir steht und ich genau weiß, dass er nur das eine will.
Ich kann sie vorher einschätzen, doch ich halte mich nicht von ihnen fern...´´
Murmelte Dai und seufzte.
Er hasste es, dass er sich nicht wehrte.
Er würde es ja so gerne, doch in solchen Situationen, ging es einfach nicht.

"Um dich zu wehren, hast du jetzt mich.", versprach You leise, denn je mehr Zeit er mit Dai verbrachte, umso größer wurde sein Bedürfnis, diesen zu beschützen. Das Gefühl, war ihm so unheimlich, dass er es befriedigen wollte.

``Ich will nicht von der beschützt werden!´´
Meinte Dai hastig und schüttelte dabei den Kopf.
Dann sah er You wieder an.
Dai merkte, dass er gerade genau so war, wie er nie wieder sein wollte.
Schwach und naiv.
Ein Kind eben.

You nickte, wusste aber, dass er Dai dennoch beschützen würde, um sein Bedürfnis danach zu stillen. Doch wieder dachte sein Kopf komische Dinge. //Ob er von jemand anderem beschützt werden will?//, fragte er sich und seufzte leise.

``Du denkst komische Sachen über mich, oder?´´
Es war mehr eine Feststellung, als eine Frage.
Dennoch sah er You fragend an und seufzte dann erneut.
Dai wusste selber, dass er etwas seltsam war.
Doch dies hatte sich, über die Jahre, so entwickelt.

"Nicht direkt. Nur indirekt.", sagte You leise und drehte sich nun um, sodass er aus dem Fenster schauen konnte. Noch ein paar Stunden, und er konnte wieder schwimmen gehen. Heute würde er sich richtig auspowern und vor dem Schwimmen noch ein paar Runden joggen, damit er spät am Abend einfach nur noch ins Bett fallen würde.

Dai dachte kurz nach und seufzte dann.
Er stand auf und stellte sich, neben You, ans Fenster.
Dann jedoch verließ Dai das Zimmer und ging, mal wieder, in den kleinen Park.
Dort legte er sich auf die Wiese, unter einen Baum, und schloss seine Augen.
Wenn jetzt eine über ihn herfallen würde, würde er ihm einfach eine reinhauen.