Is everything the true gold?

In der zweiten Stunde hockte Gin gelangweilt, wie immer, im Saal und starrte vor sich hin.
Obwohl er so lange weg gewesen war, wusste er alles.
Es nervte ihn langsam, dass er immer aufarbeitete.
Doch er konnte einfach nicht anders.
Wenn er im Unterricht mal nicht mitkam, machte es ihn verrückt.

Mashiro war dann endlich dran im Psyschologie Kurs seinen Vortrag zu halten. Er stand auf und ging nach vorne. Als dann alle anderen ruhig waren, fing er an seine grundlegende Geschichte zu erzählen, wo er geboren wurde, seine Kindheit und seine halbe Jugend. Selbst die dunklen Seiten führte er auf und dann, nach einer kurzen, dramatischen Pause, fing er an.
"Ich habe meinen Bruder, Gin Zaraki, zweimal verloren. Das erste Mal ist er nur aus meinem Leben getreten. Es schmerzte so sehr..Warum fragen sich jetzt wohl einige..Ich habe ihn durch meine kindliche Naivität und Dummheit verjagt. Ich habe ihn mit Problemen belastet, die ihm eigentlich mehr weh taten als mir selbst. Mit meinen Problemen. Er hatte mich so lieb, doch ich war blind und taktlos und bemerkte nicht, wie ich ihn dadurch kaputt machte.
Er ging.
Ich wollte ihn suchen. Ich habe sogar meine Schule dafür unterbrochen. Ich bin Tag und Nacht gewandert, in der Hoffnung, ihn wiedersehen zu können. Seine Stimme hören zu können. Doch irgendwann brach ich vor Erschöpfung, Hunger und Schlafmangel zusammen. Ich musste wohl..drei Wochen nach ihm gesucht haben..Klar..Ich habe alle drei Tage mal zwei Stunden geschlafen, aber ich hatte immer mehr Angst vor dem Schlaf, denn in dieser Zeit bekam ich nichts mit. Ich hatte Angst meinen Bruder zu verpassen. Wie gesagt..Irgendwann brach ich zusammen und wurde wohl von einem Fremden zu meinen Eltern gebracht, die mir dann später mitteilten, dass mein Bruder bei einem Autounfall ums Leben kam.
Ich mache mich verantwortlich dafür..Nein..Ich habe Schuld an seinem Tod. Ich bin ein Mörder, denn hätte ich ihm damals nicht meine Probleme aufgebunden, so würde er jetzt noch leben.
Er wäre noch hier. Bei mir.
Ich würde gerne die Zeit zurückdrehen, aber..Leider geht das nicht."
Mashiro brach ab. Ihm kamen die Tränen.

Gin wurde kreidebleich, als Mashiro dies erzählte.
Er konnte es nicht glaube.
Er wollte auch gar nicht glauben, dass Mashiro wirklich nach ihm gesucht hatte und es bis zum ihm durchdrang, dass Gin angeblich tot war.
Gin sah, wie Mashiro die Tränen kamen, doch er konnte und wollte nichts tun.
Er hatte Angst, wenn Mashiro nun erfahren würde, dass gerade ER sein Bruder war und noch lebte, dass der 22 jährige das alles nochmals durchmachen müsste.
Gin wollte nicht nochmal so leiden und diese Schmerzen verspüren.
Es würde ihn zerreißen.
Daher stand er nur stumm auf, nahm seine Tasche und verließ den Saal.

"Mashiro..Du darfst deinen Vortrag nächste Woche beenden. Du darfst jetzt ruhig den Unterricht verlassen. Bitte.", sprach der Dozent ruhig. Mashiro hatte nie öffentlich über diese Sache geredet. Er nickte und ging zu seinem Platz. Dort packte er seine Sachen ein, nahm seinen Rucksack, schulterte diesen und ging ohne Worte aus dem Unterricht raus. Die Tränen überkamen ihn einfach als er draußen war.

Gin war noch nicht wirklich weit gekommen, da er sich, beim rausgehen, das Bein gestoßen hatte, welches nun wieder extrem schmerzte.
Fluchend lehnte er an einer Wand und kniff die Augen zusammen.
Immer noch war er etwas bleich.

Mashiro weinte, sah aber, dass Gin in der Nähe war. Er schluckte den Kloß hinunter, versuchte seine Tränen zu unterdrücken und ging auf Gin zu.
Als er dann bei ihm war, erkundigte er sich:"Geht es bei dir? Soll ich dich zum Krankenhaus fahren?" Mashiros Stimme zitterte gewaltig. Er musste sich beherrschen, was man ihm auch ansah.

Gin öffnete leicht eine Auge und sah Mashiro für einen Bruchteil, einer Sekunde, an.
``Nein, geht schon...
Es tut nur etwas weh...´´
Murmelte er, leicht Schmerz erfüllt.
Dann nahm er beide Krücken in eine Hand, sah Mashiro in die Augen und wischte ihm die Tränen weg.
``Du solltest nicht weinen, es währe niemals der Wunsch, deines Bruders, wenn du ihm so sehr nachtrauern würdest.´´
Sprach er sanft, ehe er leicht lächelte.

"Ich weiß." Er seufzte, sah Gin aber weiterhin an. "Aber..Es kommt gerade über mich. Ich meine..Ich habe indirekt ein Menschenleben auf dem Gewissen. Ich habe jemanden umgebracht."

Gin stupste, mit dem Finger, gegen Mashiros Stirn.
``Rede keinen Stuss.
Du hast kein Menschenleben auf dem Gewissen.
Erstens, du hättest daran rein gar keine Schuld!
Zweitens, es gab doch sicherlich keine Beerdigung.
Denk nochmal darüber nach, ob das so ganz richtig sein kann.´´
Mit den Worten ging Gin dann weiter.
Mashiro könnte ihn locker einholen, denn er war sowieso super lahm.

"Hey..Hätte ich ihm meine Probleme nicht aufgebunden, so wäre er nie abgehauen, so wäre er nie in den Autounfall verwickelt wurden? Denk du darüber nach.", meinte Mashiro nur. "Naja..Bis nächste Woche Montag." Mashiro ging zügig los, überholte Gin und verließ somit den Campus.

Gin seufzte.
'Wenn du wüsstest, Mashiro...'
Dachte Gin sich nur.
Er musste mit dem Bus Heim fahren, da er, mit Gips, schlecht Motorrad fahren konnte.
Zuhause angekommen legte Gin sich auf sein Sofa und starrte die Decke an.
Er hoffte einfach, dass Mashiro sich melden würde.
Irgendwie wollte der 22 jährige den jüngeren jetzt bei sich haben.
Doch das würde niemals passieren.

Mashiro war schon eine Zeit lang zu Hause. Er saß im Moment am Laptop und schrieb die ganze Zeit mit Ryuji, den Typen, der ihn damals tyrannisiert hatte. Doch nun vertrugen sich die beiden sehr gut. Mashiro versuchte den heutigen Unterricht zu verdrängen.

Es verging erneut ein Monat.
Gin wurde an diesem Tag seinen Gips los und ging daher erst etwas später zum College.
Dort angekommen schlurfte er in den Saal und setzte sich auf seinen Platz, welcher immer noch neben Mashiros war.
Gin beachtete Mashiro nicht groß, denn er war dabei zu verdrängen, dass es sein Bruder war.

Es war erneut Zeit für Psyschologie. Der Dozent schrieb das Thema für die heutige Doppelstunde an das Whiteboard.
Tod und seine Auswirkungen auf die Überlebenden
Mashiro las sich die Überschrift durch und stand auf. Er nahm seine Tasche und ging zum Dozenten. "Entschuldigen Sie. Ich werde den Stoff nachholen, aber diesem Unterricht kann ich heute leider nicht beiwohnen. Denken Sie bitte nochmal an meinen Vortrag von letzter Woche."
Der Dozent nickte und stellte Mashiro frei, welcher nun den Raum verließ.

Gin zog den Unterricht durch.
Er hatte, im Gegensatz, zu Mashiro, wie auch damals nicht wirklich viel mit Gefühlen zu schaffen.
Sie behinderten ihn nur in seinem Leben.
Gelangweilt machte Gin seine Aufgaben und schrieb, in knapp 10 Minuten, einen Haufen Zeugs darüber.
Dies gab er dann dem Dozenten, ehe er den Saal verließ.
Draußen setzte Gin sich, wie immer, auf eine Bank und starrte in den Himmel.

Mashiro saß ganz in der Nähe. Er hatte eine Klinge in der Hand, welcher er am Handgelenk ansetzte, rein drückte und langsam nach unten zog, sodass Blut auf den Weg tropfte.

Als Gin Mashiro erblickte, riss er leicht die Augen auf und humpelte, mit seinem immer noch leicht schmerzenden Bein, zu ihm rüber und riss ihm die Klinge aus der Hand, wobei sich die scharfen Seiten in seine Hand bohrten.
``Sag mal, spinnst du eigentlich total?´´
Brüllte der geschockte 22 jährige.

"Was hat das denn mit spinnen zu tun? Klar..Ich verletze mich selber..Aber..Für mich ist das normal.", erklärte Mahiro ruhig.

``Lass den Scheiß, Mashiro!
Wie lange willst du das noch machen?
Bis du dich irgendwann umgebracht hast?
Glaubst du etwa, ich finde das toll und heiße es gut?´´
Nach diesem Satz stoppte er.
Beinahe hätte er sich selber verraten.
Er hoffte einfach, dass Mashiro nichts merkte.

Mashiro sah ihn verwirrt an. Diese Rede erinnerte ihn verdammt an seinen verstorbenen Bruder.
"Du bist nur ein Mensch, der mir zufällig begegnet ist und sich irgendwie zu einem Freund entwickelt hat, aber ehrlich..Das geht dich nichts an. Hör am Besten auf dich mit meinen Problemen zu beschäftigen."

Gin nahm Mashiros Kinn zwischen die Finger und sah ihm in die Augen.
``Du scheinst es echt nicht zu kapieren, oder?
Ich habe dir jetzt so verdammt viele Hinweise gegeben und das ungewollt und du kapierst es immer noch nicht?
Welchen Kerl kanntest du denn noch, welcher Gin heißt?
Ich bin dein Bruder, du Idiot!´´

"Du bist scheiße. Ganz ehrlich. Ich habe dir vertraut, aber nun meinen Vortrag zu nutzen, um mich emotional noch eine Stufe weiter runterzuziehen! Mein Bruder ist tot, Gin! Tot!
Ach und..Mein Psychiater hieß auch Gin. Gin ist kein allzu fremder Name!", meinte Mashiro nun. Sein Bruder war tot und dann kam ein Fremder, der behauptete sein TOTER Bruder zu sein.

``Denk doch mal nach, Mashiro!
Wäre ich wirklich tot, hätte es eine Beerdigung gegeben.
Schon mal daran gedacht, dass ich einen Neuanfang starten wollte und meine Ruhe haben wollte?´´
Sprach Gin nun etwas ruhiger.
Der sah Mashiro dabei direkt in die Augen.
Der Junge sollte endlich einsehen, dass der 22 jährige sein Bruder war.

"Deine Ruhe vor mir..Aber..Es muss keine Beerdigung geben. Immerhin gibt es auch geheime, wenn es so gewünscht wird." Das warme Blut tropfte weiterhin auf den Boden.
Tropf. Tropf. Tropf.

Gin seufzte, legte seine Hände so an Mashiros Hals, dass Daumen und Zeigefinger an den Wangen, des Jungen, waren und küsste ihn.
Er hoffte, dass Mashiro es dann endlich verstehen würde.
Denn Gin wollte es nicht länger geheim halten, dass er noch lebte.